Gefährliches Freizeitvergnügen bei Kindern

Erstellt von Andreas Burkert | |   News

Die Fähigkeit, sich auf eine Sache zu konzentrieren, nimmt bei Kindern rasant ab, je länger sie ein Smartphone nutzen. Schon lange ist bekannt, dass ein hoher Medienkonsum zu schlechteren schulischen Leistungen führen kann. 

Smartphone, Spielekonsole und Co. stehen bei  Kindern ab zehn Jahren höher im Kurs als analoge  Freizeitbeschäftigungen. 14- bis 17-Jährige verbringen in der Woche  15 Stunden vor dem Bildschirm. Das sind sechs Stunden mehr als sie  für offline-Tätigkeiten investieren. Die meisten Eltern legen zwar  Regeln für die Nutzungsdauer fest, doch 61 Prozent haben ein  schlechtes Gewissen, weil sie diese nicht konsequent durchsetzen.  Dies sind Ergebnisse der repräsentativen Studie "Junge Familien 2023" der Pronova BKK, für die im Juli 2023 insgesamt 1.000 Menschen in  Deutschland mit mindestens einem minderjährigen Kind im Haushalt  befragt wurden. 

Bei den 10- bis 13-Jährigen sind es fast elf Stunden Medienzeit und  zehn Stunden für Offline-Aktivitäten. Selbst die unter Dreijährigen  konsumieren nach Angaben ihrer Eltern in einer typischen Woche mehr  als vier Stunden lang digitale Medien. Sie bekommen nicht immer mit,  wenn das Kind am Rechner oder Mobiltelefon sitzt. "Befragungen von  Kindern zeigen oft viel höhere Nutzungszahlen. Eltern neigen dazu,  sich die Bildschirmzeit ihrer Kinder kleinzureden", sagt Clemens  Beisel, Diplom-Sozialpädagoge und Kooperationspartner der Pronova  BKK. Er ergänzt: "Es liegt auch daran, dass die Geräte fast überall  von unterwegs genutzt werden können, wo die Eltern es nicht  mitbekommen." 

Damit die Erziehungsberechtigten die wirkliche Bildschirmzeit ihrer  Kinder besser einschätzen können, empfiehlt der Experte ihnen, sich  das technische Wissen anzueignen, um aus dem Handy die quantitative  Nutzung auslesen zu können. Sein Tipp: "Bei vielen Messenger-Diensten ist in den Einstellungen einsehbar, wie viele Nachrichten gesendet  und empfangen werden." Bei älteren Kindern und Teenagern erlebt der  Sozialpädagoge in seinen Workshops, "dass Kinder bereits ab der 5.  Klasse auf mehrere hundert Nachrichten pro Tag kommen. Über solche  Zahlen müssen Eltern mit ihren Kindern sprechen und gemeinsam  überlegen, was davon notwendig ist und was ablenkt." 

Die Bildschirmzeit ist ein Dauerstreitthema 

Die Dauer der Nutzung digitaler Medien führt in den Familien oft zu  Auseinandersetzungen. In 83 Prozent der Haushalte mit Kindern wird  über die Nutzung digitaler Medien gestritten. Hauptthema ist die  Dauer (45 Prozent), aber auch die Mediennutzung beim Essen (36  Prozent) oder zur Schlafenszeit (30 Prozent).

Klare Regeln zur Bildschirmzeit setzen rund 80 Prozent der Eltern von 3- bis 9-Jährigen, 69 Prozent der Eltern von 10- bis 13-Jährigen und  noch 43 Prozent der 14- bis 17-Jährigen. Aber: Nur ein Viertel der  Eltern von 14- bis 17-jährigen Teenagern sorgt für eine strikte  Einhaltung von Regeln zur Nutzungsdauer digitaler Medien. 42 Prozent  der 10- bis 13-Jährigen halten sich strikt an die Regeln, wenn es um  die Bildschirmzeit geht. Und selbst von den unter 10-Jährigen halten  sich laut ihren Eltern nur rund 60 Prozent an entsprechende Regeln.  Die Eltern haben ein schlechtes Gewissen  Daraus folgt ein schlechtes Gewissen der Erziehungsberechtigten. 61  Prozent grämen sich, weil sie zu viele Ausnahmen bei der  Mediennutzung machen, 59 Prozent fürchten, sie duldeten eine zu  häufige oder zu lange Nutzung, 53 Prozent sind zu selten da, um die  Nutzung von digitalen Medien zu kontrollieren oder für ein  Alternativprogramm zu sorgen. Auch die Gründe, warum sie  Regelverletzungen zulassen, plagen Mama und Papa: Mehr als jede*r  zweite Erziehungsberechtigte, weil sie schon Kleinkindern die Nutzung digitaler Medien erlauben, nur um sie ruhigzustellen. Die Hälfte der  Befragten drückt ein Auge zu, wenn der Bildschirm länger an ist, um  einer anstrengenden Debatte darüber auszuweichen. 

Experte: Gemeinsam mit den Kindern Regeln verabreden 

Clemens Beisel rät Eltern, die Zeit am Bildschirm durch gemeinsam  gefasste Familienregeln zu begrenzen. Sowohl die Gesamtzeit der  täglichen als auch, bis wann der Bildschirm abends an bleiben darf.  Die Richtschnur: "Der Bildschirm bleibt ab 20 Uhr bei jüngeren  Kindern aus. Bei 15- bis 16-Jährigen ab 22 Uhr." Beisel beobachtete  bei seinen Workshops, dass Kinder noch bis 24 Uhr oder sogar bis zwei Uhr morgens am Handy sind. Daher ist sein dringender Rat: "Ich bin  für eine Regulierung der Gesamtzeit. Zum Beispiel über die Funktionen der Bildschirmzeit beim iPhone oder über den Family-Link in den  Einstellungen der Geräte."  Mehr Informationen zur Studie "Junge Familien 2023" finden Sie hier:  www.pronovabkk.de/familienstudie-2023

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Lange Bildschirmzeiten bei Kindern