Nirgends schläft es sich besser, als im Lehmhaus in Aït Ben Haddou
Die Auberge Tiguami Khadija in Aït Ben Haddou gehört der Familie Khadija und dient uns einige Tage als Basislager. Ein schöner Ort, wenn in der Morgendämmerung der alte Ortskern erwacht, den die UNESCO im Jahr 1987 zum Weltkulturerbe anerkannt hat.
Der Morgen in der Auberge Tiguami Khadija in Aït Ben Haddou ist ruhig. Die rund 200 Kilometer Fahrt südöstlich ins Landesinnere hat uns kurz nach Anbruch der Nacht in die Abgeschiedenheit Marokkos geführt. Nur wenige Häuser säumen beiden Seiten der asphaltierten Straße, manche sind mehr oder weniger beleuchtet, an manchen Türen stehen Einheimische und beobachten unser Kommen. An diesem Ort, der vor allem von Berbern bewohnt wird, wird kein Motorlärm die Nachtruhe stören. Nur das Kläffen wilder Hunde in der Ferne und das Grunzen im Ton einer rostigen Gießkanne eines Maultiers durchdringt die Stille. Erschöpft holen wir das wenige Gepäck aus dem Fahrzeug.
Der Sohn des Gastgebers wird später getrockene Feigen an den Tisch bringen. Dann wird er sich dazusetzen und zusammen mit seiner Schwester lauschen, was wir, die Fremden, erzählen. Das in alter traditioneller Lehmbauweise errichtete Haus hat keinen Fernseher. Internet gibt es nur für den Hausherren. Und so sind wir eine willkommende Ablenkung. Alternativ blieben die Hausaufgaben, die der Elfjährige noch machen müsste. Als Sohn einer Marrokanierin und eines Deutschen muss er eben mehr lernen als Einheimische. An diesem Abend darf er bleiben.
Die berühmtesten Lehmbauten der Welt
Die Herberge gehört der Familie Khadija und dient uns einige Tage als Basislager. Bedingt durch die Lehmbauweise sind nur einige der Gästezimmer mit Dusche und WC ausgestattet, bei den anderen befinden sich Dusche und WC am Gang. Die Zimmer sind einfach eingerichtet und das ist auch gut so. Nichts Mordernes stört die Stimmung. Und wer es am frühen Morgen aus dem gemütlichen Bett schafft und auf die Dachterasse steigt, kann in der Morgendämmerung den alten Ortskern bewunder, den die UNESCO im Jahr 1987 zum Weltkulturerbe anaerkannt hat.
Dass Andreas Baabbouz-Reinhartz genau hier sein Domizil errichtet hat, haz zwei Gründe. Zum einen kommt seine Frau, die in Deutschland gelebt hat, aus Aït Ben Haddou, zum anderen sind es nur wenige Minuten zu Fuß zu den weltweit berühmtesten Lehmbauten, dem eigentlichen Hauptort der Sippe (Aït) der Ben Haddou. Gleich hinterm Haus, entlang einer kleiner Straße, vorbei an zahlreichen Händlern, die Teppiche anpreisen und Schmuck und anderes Allerlei. Wer schon hier kauft, begeht den ersten Fehler.
Das ausgetrocknete Flusstal des Asif Mellah
Wir überqueren das ausgetrocknete Flusstal des Asif Mellah, von dem zwar nur ein kleiner Rinnsal übriggeblieben ist, der dennoch von einigen Kindern aus dem Dorf belagert wird, um über drei, vier Steine zu helfen, die aus dem Wasser ragen und über die wirklich jeder kommt. Eine Herausforderung hingegen ist, eine gerechte Entlohnung für die Hilfsdienste zu finden. Über die übereifrige Hilfsbereitschaft aber ärgert sich Reinhartz. Nicht wegen der Aufdringlichkeit, sondern, so erzählt er mir, „weil die doch bitte zur Schule gehen sollten. Eine gute Schulbildung ist auch hier eine Fahrkarte in eine sichere Zukunft“. Der Jüngste in der Gruppe lächelt nach dem Anschiss. Touristen sind an manchen Tagen eben doch ein Garant für schnelles Geld.
Die Kulisse der eng aneinander gebauten und teilweise ineinander verschachtelten Wohnburgen ist beeindruckend. Wohl auch deshalb wurden an diesem Ort einige der bedeutensden Klassiker der Filmgeschichte gedreht. Während sich die Generation Freddy Quinn noch an Sodom und Gomorrha, Lawrence von Arabien und Jesus von Nazareth erinnern werden, wird die Generation Y die Kulisse vor allem aus Game of Thrones kennen. Ich ruhe mich derweil in jener Grotte aus, in der auch Gladiator gedreht wurde.
Die freundliche Familie Khadija aus Aït Ben Haddou - eine Fotoreportage aus dem Herzen Marokkos