Art Car.2017: Mit viel PS herzkranken Kinder helfen oder schaden?

Erstellt von Andreas Burkert | |   Charity


Es entbehrt nicht einer gewissen Tragik. Mit einem PS-starken und lauten Rennboliden will Rutronik und andere Hersteller Geld für herzkranke Kinder sammeln. Wohl wissend, dass Abgase und Lärm auch Herzkrankheiten bedingen.

Gesellschaftliches Engagement verdient großes Lob. Doch was der Redaktion soeben per Mail übermittelt wurde, wird dem Anspruch nicht gerecht. So teilt uns die Rutronik Elektronische Bauelemente GmbH mit, dass sie „nach dem Erfolg im letzten Jahr, das Distribution. Art Car. 2017 in eine neue Runde schickt. Die Gemeinschaftsaktion von Rutronik und zahlreicher Hersteller aus der Elektronikindustrie verbindet die Marketingaktivitäten der Unternehmen mit der Unterstützung des Bundesverbandes Herzkranke Kinder e.V.“. Auf den ersten Blick; lobenswert. Dass es sich beim Art Car allerdings um ein als Kunstwerk gestaltetes voll  funktionsfähiges Automobil handelt, macht stutzig. Ärgerlicher aber ist, dass es ein Audi R8 ist, ein Rennfahrzeug mit derart viel Motorleistung, dass es auf jeden Kilometer ungeheure Mengen an CO2 und andere Schadstoffe ausstößt. Vor allem aber bei hohen Drehzahlen einen ohrenbetäubenden Lärm verursacht. Dabei sind die Zusammenhänge zwischen Luftverschmutzung und Straßenlärm und einer Herzerkrankung seit langem bekannt.

Straßenlärm tötet

So erklärt Professor Dr. med. Thomas Meinertz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung, dass es durch Luftverschmutzung „zum vorzeitigen Ausbruch der wichtigsten Erkrankungen in diesen Gefäßregionen kommt: koronare Herzkrankheit und Schlaganfall“ [1]. Und auch das Umweltbundesamt sieht die hohen Emissionen des Straßenverkehrs kritisch. „Zu den möglichen Langzeitfolgen chronischer Lärmbelastung gehören neben den Gehörschäden auch Änderungen bei biologischen Risikofaktoren (Blutfette, Blutzucker, Gerinnungsfaktoren). Auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie arteriosklerotische Veränderungen („Arterienverkalkung”), Bluthochdruck und bestimmte Herzkrankheiten, einschließlich Herzinfarkt, können durch Lärm verursacht werden“ [2]. Warum aber nutzt Rutronik ausgerechnet ein solch PS-starkes Fahrzeug für eine gute Sache?

Das sagt das Unternehmen Rutronik

Auf Anfrage teilt das Unternehmen active woman drive&style Folgendes mit: „Sie haben natürlich recht. Die Verbindung von Rennsport und Herzerkrankungen wirkt auf den ersten Blick nicht optimal.  
Deshalb wollen wir uns auch nicht rechtfertigen mit Argumenten wie der Tatsache, dass das Distribution.Art.Car für den Straßenverkehr zugelassen ist und damit alle relevanten Umweltschutzbedingungen erfüllt. Oder damit, dass der Bundesverband Herzkranke Kinder sich primär um Kinder mit einem angeborenen Herzfehler kümmert. Das verfehlt das Ziel.

Mit dem Distribution.Art.Car möchte Rutronik Aufmerksamkeit generieren für die „Sache an sich“ und,  vielleicht noch wichtiger, mit den gesammelten Spenden einen kleinen Beitrag zur Arbeit des Bundesverbands leisten. Da lassen wir die fünf gerne mal gerade sein. Ein besonderer Ansporn dabei ist die Begeisterung der Kinder und der Eltern, wenn sie das Distribution.Art.Car live an der Rennstrecke erleben. Letztes Jahr war die Nachfrage so groß, dass zwei Termine realisiert wurden.

Doch auch wir haben erkannt, dass die Zukunft in der Elektromobilität liegt. Seit 2017 sponsert Rutronik das Formula Student Team der „Universitat Politecnica de Catalunya“ mit elektronischen Bauteilen und Know-How. Das Team e-tech Racing entwickelt und baut rein elektrische Rennwagen für die Formula Student Electric in Spanien“.

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Das Distribution.Art.Car soll Geld für herzkranke Kinder sammeln.
Das Distribution.Art.Car soll Geld für herzkranke Kinder sammeln. (c) Rutronik